DAS WAR unser 2. QUARTAL – EINE “RETROSPEKTIVE” AUS SICHT DER HOTELIERS

Am 06. April haben wir hier einen Einblick in unser erstes Quartal 2020 im Maximilians gegeben. Und versprochen, Ihnen diesen Blick hinter die Klulissen von nun an regelmäßig zu ermöglichen. Folgen Sie uns also in das Maximilians der vergangenen 3 Monate …

April

Wir können es kaum fassen. Nach “nur” 4 1/2 Monaten ist unsere Baustelle auf der Terrasse endlich fertiggestellt.
Doch natürlich total vom Bau verdreckt. Wer macht sauber? Der Bauherr? Fehlanzeige! Wie immer, müssen wir ran. Doch wir haben ja Zeit. Also schrubben wir 2 Tage lang.

Dann ist alles blitzblank. Nur die Gäste fehlen…….

Dann ruft die liebe Bettina Sturm an. Sie möchte für Ihren “Respekt Herr Specht Blog” ein “Corona-Update-Interview” mit mir machen. Eine sehr gelungene Abwechslung.

Das Ergebnis ist toll. Und mir tut der Austausch mit Bettina richtig gut.

Wir verlieren unsere Zuversicht nicht. Doch an manchen Tagen wird uns schon schwer ums Herz. Z.B. in der Osterwoche. Denn wir haben einfach fast keine Gäste. Grund sind die Beherbergungsverbote. Und die Coronaeinschränkungen.
Wir verhandeln mit dem Verpächter über eine Pachtreduzierung. Erfolglos. Die angebotene Stundung nehmen wir nicht an. Stundungen bedeuten ja nur Schieben. In unsichere Zeiten. Das ist einfach zu gefährlich. Und wir hatten uns die Verlustverteilung einfach anderes vorgestellt.

Mitte März – Tattaaa: Ein Anruf der Sparkasse – unsere Kreditlinie ist genehmigt. Jetzt können wir etwas gelassener in die Zukunft schauen. Ein paar Tage später halten wir dann auch den Kreditvertrag in der Hand!

Zum gleichen Zeitpunkt wird ohne Ankündigung der andere Teil der Fassade/Terrasse vom Verpächter geöffnet. Unglaublich. Doch wir habe ja unsere blitzeblanke Terrasse 😉

Dann kommt die neue Rede der Kanzlerin. Wir hoffen auf Lockerungen. Fehlanzeige. Der “Lockdown” wird verlängert. Uns wird wirklich schwarz vor Augen.

Wenig später verkünden unsere Kollegen vom Kurpfalzhotel Landau die Insolvenz.  Wir sind unfassbar traurig. Und natürlich kochen auch bei uns die Sorgen hoch.

Soforthilfe? Fehlanzeige. Wir warten seit Wochen. Kurzarbeitergeld? Ebenso Fehlanzeige. Wir erfahren, dass wir mindestens 6 Wochen “vorschießen” müssen. Da beantragen wir gleich noch einen zweiten Kredit.

Wir schließen uns der bundesweiten Aktion “leere Stühle” an. Diese soll auf die besonders schwere Situation im Gastgewerbe hinweisen. Als Organisatorin geht es jetzt Schlag auf Schlag für mich.
FB-Gruppe gründen, Orga-Team zusammenstellen, Demo organisieren, Genehmigungen einholen. Radio- und Zeitungsinterviews….

Am 24. findet dann unsere erste Aktion auf dem Rathausplatz in Landau statt. Mit einem gehörigen Erfolg:
120 Kollegen, 450 Stühle.
Und auch die Politiker der Stand, des Landkreises und des Landes hören uns zu. Doch ob Sie auchnetwas für uns tun/erreichen?

Kurz vorm Monatsende: die Soforthilfe ist endlich da. Uff! Kurzes Aufatmen. Für uns nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch ein sehr willkommener.

Am 30. April dürfen lieb gewordene Stammgäste aus den Niederlanden wieder bei uns sein. Ich bekomme wundervolle Blumen mitgebracht. Wie schön. Der erfreut mich ab heute neben meinem Laptop.

Doch es geht nicht wirklich vorwärts. Die Wochenenden: Leer. Unter der Woche: 2-10 Gäste pro Tag im Haus. Unser Umsatz beträgt gerade mal die Hälfte der Pacht. Und ein Drittel der Festkosten.

und privat?

WIR sind das Hotel:

Quasi rund um die Uhr. Das schlaucht. Also wird zu Hause meist gefaulenzt. Manchmal finden wir die Kraft und gehen raus. Genießen die schöne Landschaft. Machen ein Picknick im Weinberg.

Wir bekommen zwei wundervolle Briefe von Freunden. Und einen sehr herzlichen und berührenden Brief von Stammgästen, die wir sehr mögen.

Mein erster (und hoffentlich letzter) SHIT Storm in den Social Media , ich werde in die rechte Ecke gedrängt. Tagelange Wut, Angst, Dämpfung. So etwas wünsche ich niemanden.

 

Mai

01. Mai – “Tag der Arbeit”. Und unsere zweite Leere-Stühle-Demo.  Es schüttet wie aus Eimern. Doch da unsere Not groß ist, hält uns das nicht ab. “Tag der Arbeit” passt perfekt. Denn genau das wollen wir: Arbeiten!

Das Hotel ist immer noch ziemlich leer. Doch wir haben jeden Tag eine Handvoll Gäste. Sie und wir nehmen uns Zeit für Gespräche. Sie schätzen es, dass sie bei uns schlafen und frühstücken können.

Und da die “Local Heroes” Abholung- und Bringsservice anbieten, sind sie auch am Abend bestens versorgt. In unserer Maxi-Bar gibt es dazu rund um die Uhr Getränke auf Vertrauensbasis. In unserem Weinraum lässt es sich dann gemütlich schlemmen.

Am 08. Mai ist bundesweit die dritte und vorerst letzte Demo. Wir schicken unter dem Motto “Wir geben den Löffel ab” 1000-e Löffel nach Berlin. Und hoffen, dass man uns hört.

Ab 18. Mai dürfen wir endlich wieder Touristen beherbergen. Das Buchungsaufkommen ist noch gering. Doch durchaus besser als in den Vormonaten.

Ein neuer Domizil-Gast entpuppt sich als Musiker. Da packt der “Chef” doch das verstaubte Saxophon aus. Und genießt eine Lehrstunde 🙂

 

Ab jetzt wird wieder geübt!

Der 21. Mai ist wieder ein Feiertag, ein Brückentag-Wochenende. Diesmal mit durchaus angenehmer Belegung. Natürlich nicht soviel, wie gewohnt. Doch immerhin! In dieser Woche arbeitet jeden Tag eine Maximilianerin mit uns zusammen. Denn wir schaffen es jetzt alleine nicht mehr.
Und wir öffnen erstmals unsere “Max28-Weinbar” an drei Tagen pro Woche. Das ist doch Etwas 🙂

Wir laden alle Maximilianen/innen zum “update” ein. Es ist schön, mal alle wieder an einem Tisch zu haben. Allen geht es gut. Alle sehnen sich nach “ihrem” Maximilians. Und freuen sich, dass sie zumindest teilweise wieder eingesetzt werden.

Am Pfingstwochenende dürfen wir viele Stammgäste begrüßen. Die Freude ist auf allen Seiten groß. Und wir wissen, wir haben bisher alles richtig gemacht.
Ab jetzt gibt es einen freien Tag pro Woche für die “Chefs”

und privat?

Das Kontaktverbot ist gelockert. Wir bekommen Besuch einer lieben Freundin. Sie bekocht uns. Was für ein Luxus.

Am 11. Mai habe ich meinen ersten Corona-Friseurtermin :-). Eine willkommene Auszeit.

Am 13. Mai öffnen die Lokale in RLP. Wir gehen sofort mit lieben Freunden essen. Die “Weinstube Brand” in Frankweiler ist das Restaurant unserer Wahl. Es wird ein wundervoller Abend. Wenn auch mit Maske, Abstand etc. gewöhungsbedürftig.

Am 14. Mai stornieren wir unseren Sommerurlaub. Das ist dieses Jahr einfach nicht drin. Die Finanzlücke ist immens! Die Bäuerin aus Südtirol bietet uns sofort an, die nicht rückzahlbare Anzahlung (immerhin 300 Euro) für uns “einzufrieren”. Für einen späteren Urlaub. Es gibt doch immer wieder tolle Überraschungen 🙂

An machen Tagen haben wir 16 Stunden gearbeitet. Und dann im Hotel geschlafen. Das war o.K. für uns. Doch allzu lange ist das nicht durchzuhalten. Deshalb gibt es ja ab Juni freie Tage auch für uns.

Lange geplant. Jetzt ist es endlich soweit: wir bekommen unsere ersten Dampfnudeln gekocht. Sowas von lecker!!! Traditionell werden sie mit Wein- oder Vanillesauce gegessen. Doch mein Favorit ist die Variante mit Gulasch. Danke Freunde!!!

JUNI

Tattaaa: 11. Juni – Fronleichnam. Wieder ein Brückentagswochenende. Am Samstag sind wir erstmalig in diesem Jahr ausgebucht :-).

Und noch einmal Tattaaa: denn kurz danach erreichen wir ein Ziel, welches wir uns für dieses Jahr gesetzt haben:

9,2 bei Booking!!!!!

Wir sind sehr stolz!

Buffets sind nun wieder erlaubt. So fällt uns das Organisieren des Frühstücks leichter. Wir arbeiten mit 3 Frühstückszeiten. Damit wir den Gästestrom “entzerren” und die geltenden Regeln einhalten können. Es funktioniert.

Immer mehr Stammgäste kommen. Allmählich kehrt etwas wie Routine ein.

Und unser Domizil in Edenkoben ist bis August quasi durchgängig ausgebucht. Wir greifen in die Tasche und kaufen weitere Terrassenmöbel.

Am 20. Juni eröffnet uns strahlend eine unserer Hausdamen, dass sie ein Baby erwartet. Natürlich freuen wir uns sehr für sie und ihren Mann.
Zugleich eine weitere Herausforderung. Für uns. Für das Team. Doch auch das bekommen wir hin. Gut, dass sie keinen direkten Gästekontakt hat.

Die Maskenpflicht auf der Terrasse fällt. Nun können unsere Gäste unbeschwert ihr Frühstück genießen. Zumal wir sensationelles Sommerwetter haben.

und privat?

Wir genießen unsere freien Tage. Sitzen gerne in den Weinbergen. Unternehmen kleine Wanderungen. Oder Radeltouren.

 

Wie treffen unsere Freunde jetzt öfter. Ich habe endlich wieder Zeit zum richtig gut Kochen. Das hat mir gefehlt. Wir fahren an die fanzösche Grenze zum Weintor. Kehren im Hof des “Weingutes Jülg” ein.

Am 26.06. haben wir unseren 16. Hochzeitstag. Wir machen es uns auf unserer Terrasse gemütlich. Genießen die Ruhe und Zweisamkeit. Am Abend “hübschen” wir uns auf und fahren nach Burrweiler. Familie Winter betreibt dort den “Ritterhof zur Rose”. Es wird ein wunder- und genußvoller Abend.

In Landau wird am gleichen Tag ein Riesenrad auf dem Rathausplatz aufgebaut. Das müssen wir am nächsten Tag gleich ausprobieren. Auch unsere Gäste sind begeistert.

Unser Ausblick:

Die Corona-Folgen werden uns noch sehr lange begleiteten. Da sind nicht nur die nicht wieder einholbaren Verluste. Die dicken neuen Kredite, die wir noch lange zurück zahlen müssen.
Nach wie vor liegen die Buchungen weit hinter denen der Vorjahre. Wir werden in dieser wirtschaftlichen Situation und der “neuen Ordnung” zukünftig allgemein weniger Gäste haben.
Meetings werden in großem Stil abgesagt. Und statt dessen per Video-Konferenz durchgeführt, etc. Viele Freiberufler arbeiten verstärkt vom Homeoffice aus. Stellenabbau in den Betrieben, heißt auch weniger berufliche Reisende……

Doch wir sind überzeugt, wir überstehen das. Wir finden sicher neue Gäste. Und das Wichtigste: unsere Stammgäste bleiben uns treu, empfehlen uns weiter.
Es bleibt dabei: wir lieben was wir tun :-). Sie auch?

Und wir wissen, die Sonne geht Morgen wieder auf 🙂

 

 

Es grüßt Sie herzlich

Ihre Petra Hirsch

Maximilians Boutique-Hotel Landau

Maximilians Domizil Edenkoben

kommentare
  • Karin Gelhaus 15.07.20 UM 01:77

    Liebe Petra, mich hat das was Du geschrieben hast sehr berührt, Ich kann mir gut vorstellen, wie man an manchen Tagen vielleicht sogar verzweifelt ist, all die Liebe die man in dieses Herzensprojekt gesteckt hat. Doch Ihr werdet es schaffen, da bin ich mir ganz ganz sicher.
    Wir freuen uns schon so auf unsere kleine Auszeit bei Euch im Feriendomizil Edenkoben.
    Ihr macht das toll. Danke das Ihr so viel Mut und Willen habt.
    Bis zum August
    Karin Gelhaus

    • Petra Hirsch 16.07.20 UM 07:77

      Danke liebe Karin für diese wohl tuenden Worte.

      JA: wir schaffen das. Da sind wie uns sicher.
      Wir freuen uns auf August!

      Herzliche Grüße

      Petra und Holger W. Hirsch

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