Die Pfalz is(s)t auch Kastanien(land)

Der Herbst in der Südpfalz ist einfach wundervoll! In den Weinbergen herrscht reger Betrieb. Das Herbsten (so heißt hier die Weinlese) ist in vollem Gang. Die Weinberge leuchten in den herrlichsten Farben. Überall wird der neue Wein gefeiert und ausgeschenkt. Und die Keschde (so heißen die Esskastanien hier) sind reif. Höchste Zeit für einen Spaziergang durch den Pfälzerwald….

Keschdezeit an der Südlichen Weinstraße

Die Römer haben die Keschde  mit dem Wein in die Pfalz gebracht. Denn deren Früchte dienten als Nahrung für die Soldaten. Seitdem wächst und gedeiht sie also hier. Kein Wunder – eine der wärmsten Regionen Deutschlands ist eben ideal für sie.

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Jetzt im Oktober sind sie endlich reif und ich finde sie wunderschön. Also mache ich mich auf in den Herbstwald. Es ist ein bißchen windig und die stacheligen hellgrünen Kugeln knallen mir nahezu um die Ohren. Noch sind sie geschlossen, aber schon bald öffnen sie sich und bieten uns ihren wunderschönen braunen Inhalt zum Sammeln an.

Der Wald ist dann voller Kinder, die sich mit den Keschde ihr Taschengeld aufbessern. Daher treffe ich sie später entang der Weinstraße, wo sie ihr wundervoll satt glänzendes Sammelgut verkaufen. Und auch die Erwachsenen erliegen der Sammelleidenschaft. Daher mache ich mich ein paar Tage später noch einmal auf den Weg in den herbstlichen Pfälzerwald.

Wenn´s Keschde gibt, gibt´s auch Woi in der Pfalz

Die Pfälzer wären nicht Pfälzer, wenn sie diese Zeit nicht auch als willkommenen Grund zum Feiern nutzen würden. Wir wandern also am Keschdeweg, feiern Keschdefeste, ganze Keschdewochen. Genießen den neuen Wein (Federweißen), Kastaniensaumagen, Kotelett mit Kastaniengemüse. Es gibt komplette Kastanienmenüs.

Keschde 12

 

Ich selbst bin eher ein Fan vom alten Wein. Aber feiern und essen tue ich natürlich sehr gerne mit. Und vom Herbspaziergang habe auch ich einen Beutel Keschde mitgebracht. Ein kleiner Teil dient in einer Schale als Herbstdeko. Einfacher geht es nicht. Der Rest wandert in den Kochtopf und wird zur:

 

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Pfälzer Keschdesupp

Das Rezept ist wirklich kinderleicht. Schnell gekocht. Lecker. Sättigend. Und eignet sich in kleiner! Portion mit besonderer Beilage auch als Zwischengang in einem herbstlichen Menü.

Sie benötigen für 4 große Portionen (ca. Angaben!):

900 g Keschde
900 ml Gemüsebrühe
100 ml Weißwein
150 ml Sahne

ZUBEREITUNG

Die Keschde schneide ich kreuzweise ein und röste sie im Anschluss bei ca. 160 – 180 Grad für 30 – 45 Minuten im Backofen. Dann sind sie fast gar. Und lassen sich gut schälen. Ich entferne auch die dünne (bitter) Schale innen. Sie können natürlich auch die geschälten, gekochten im Vakkumbeutel kaufen. Das sind dann meist Maronen aus Frankreich. Sie schmecken genauso gut. Für mich als Neupfälzerin kommt das jedoch natürlich nicht in Frage 😉

Egal ob selbst geschält oder gekauft: sie werden grob geschnitten und in einen Kochtopf gefüllt. Nun kommen die Brühe, Sahne, Weißwein, etwas Salz und eine Prise Cayenne dazu. Das lasse ich noch etwas köcheln und püriere die Suppe dann mit dem Stabmixer auf höchster Stufe. Evtl. gebe ich noch etwas Flüssigkeit (je nach Konsistenz und Geschmack) dazu. Und schmecke noch einmal ab. Fertig!

 

Keschde 13 Keschdesuppe 2Keschdesuppe

 

GARNIERUNGEN/BEILAGEN

Mit etwas Milchschaum wird ein „Kastanien-Cappuccino“ daraus. Ich gebe immer noch eine kleine Prise Cayenne drauf.

Und oder: pro Person ein bis zwei weiche Keschde aufheben, in kleine Würfelchen schneiden, kurz in brauner Butter schwenken und auf die Suppe (oder den „Cappuccino“) geben.

Unser Favorit ist Blutwurst. Sie passt wirklich sehr gut dazu! Einfach Pfälzer Blutwurst und Brot in kleine Würfel schneiden, in etwas Butter sanft ausbraten und auf die Suppe geben. Dazu je eine kleine Brotscheibe ausstechen, mit einer nicht zu dicken Scheibe Blutwurst belegen und ebenfalls von beiden Seiten in der Pfanne rösten.

„Luxus-Variante“: Ich brate pro Person je eine Jakobsmuschel und lege diese auf die Blutwurstcrostini. Perfekt 🙂

Probieren Sie es aus. Ich wünsche guten Appetit1

Ihre
Petra Hirsch

vom Maximilians Boutique-Hotel Landau

PS:Auf unserem Früstücksbuffet i  Max28 liegt sonntags jetzt immer das Keschdebrot vom Bäcker Becker. Unsere Hausdamenassitentin füllt Hühnchen mit Keschde. Zur weihnachtlichen Gans sind sie überregional zu finden und schon fast ein Muss. Kotelette mit Rotkraut und Keschdegemüse ist ein Pfälzer “Standardgericht”. Haben Sie auch eine Lieblingskeschdespeise oder ein Rezept? Dann freue ich mich sehr über einen Kommentar oder eine Nachricht.

kommentare
  • Bettina Sturm 27.10.16 UM 09:1010

    Gerade letzten Sonntag landeten die Keschde – wusste gar nicht nicht, dass die bei euch so heissen – im Backofen. Mmmh, ein leckerer Duft zog durchs Haus. Ich mag sie sehr gerne aus dem Ofen. Ansonsten habe ich auch ein tolles Keschde-Suppenrezept, das ich sehr liebe. Eure Idee mit dem Kastanien-Cappuccino gefällt mir auch.
    Schade, dass wir in München nicht eure Keschde bekommen, sondern Esskastanien aus Frankreich, Türkei und Südtirol.

    • Petra Hirsch vom Maximilians 27.10.16 UM 09:1010

      Schickst du mir und meinen Lesern dein Rezept? Wäre toll!
      Liebe Grüße nach München
      Petra

  • Parkhotel Hannover 09.11.16 UM 08:1111

    Hallo liebe Petra Hirsch,

    die “Keschde” (auch ich kannte diesen Ausdruck bisher noch nicht) ist allerdings nicht nur zum Essen oder als Kastanien-Cappuccino geeignet (mal schauen ob es die Kastanie bei uns (Parkhotel Hannover) auf den Speiseplan schafft), sondern viele Kinder nutzen die “Keschde” als Spielzeug.
    Besondere Beliebtheit findet die Kastanie dabei bei den jüngeren Kindern, die daraus lustige und spaßige Kastanien-Figuren basteln. Dazu werden häufig Zahnstocher verwendet, um die Kastanien zu verbinden. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, entstehen so die lustigsten Figuren und Kreaturen. Es lohnt sich auszuprobieren!

    Alles Liebe,

    das Parkhotel Hannover

    • Petra Hirsch 09.11.16 UM 09:1111

      Liebe Kollegen aus Hannover,

      Sie haben völlig recht! Ich selbst habe als Kind – und ich gebe es zu, sogar als junge Erwachsene – im Wald oder Park Kastanien (dann aber die heimischen, die sich nicht zum Essen eignen) und dann Männchen daraus gebastelt. Die sind dann zwar über den Winter verschrumpelt. Aber es hat riesigen Spaß gemacht.
      Schön zu lesen, dass in Zeiten, in denen 3-jährige mit dem I-Pad “spielen”, noch so etwas gemacht wird.

      Schönen Herbst und sonnige Grüße aus der Südpfalz.

      Familie Hirsch und das MAXteam

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